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Betriebliches Risikomanagement – Was, warum und wie?

Juni 24, 2024
| 8 Min. gelesen
RIskmanagement

In unserem umfassenden Guide erfahren Sie alles über betriebliches Risikomanagement: von der Definition und Bedeutung über relevante Normen und die verschiedenen Phasen des Risikomanagementprozesses bis hin zu aktuellen Trends und praxisnahen Beispielen. Lernen Sie, wie Sie Risiken effektiv identifizieren, bewerten und steuern, um Ihr Unternehmen sicherer und erfolgreicher zu machen. Entdecken Sie, welche Normen Ihnen dabei helfen und welche aktuellen Trends Sie im Blick haben sollten. Dieser Guide bietet Ihnen das Wissen, das Sie benötigen, um Ihr Risikomanagement auf das nächste Level zu heben.

Was ist betriebliches Risikomanagement?

Betriebsrisiken umfassen Verluste, die durch fehlerhafte oder ineffiziente interne Abläufe und Systeme, Mitarbeiterfehler oder äußere Ereignisse verursacht werden. „Betriebliches Risikomanagement“ hilft Unternehmen, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und zu kontrollieren, damit diese die Unternehmensziele nicht gefährden. Es beinhaltet das Planen, Organisieren, Leiten und Überwachen von Maßnahmen, um Risiken zu minimieren und Chancen bestmöglich zu nutzen.

Warum ist betriebliches Risikomanagement wichtig?

Sicherstellen, dass Sie die Vorteile dieses Ansatzes vollständig verstanden haben, ist eine entscheidende Voraussetzung, bevor Sie das betriebliche Risikomanagement einführen.

  • Schutz des Unternehmensvermögens: Verhindern und Minimieren von potenziellen Betriebsverlusten durch die Identifikation und Steuerung von betrieblichen Risiken.
  • Verbesserung der Entscheidungsfindung: Ein strukturiertes betriebliches Risikomanagement liefert wertvolle Informationen, die zu fundierten Entscheidungen beitragen.
  • Sicherstellung der Geschäftskontinuität: Durch proaktives betriebliches Risikomanagement können Unternehmen ihre Betriebsabläufe auch in Krisenzeiten aufrechterhalten.
  • Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen, die Risiken effektiv managen, können schneller auf Veränderungen reagieren und sich besser an neue Marktbedingungen anpassen.
  • Erfüllung gesetzlicher Anforderungen: Ein gutes betriebliches Risikomanagement hilft Unternehmen, gesetzliche und regulatorische Anforderungen zu erfüllen und Compliance-Kosten zu reduzieren.
  • Steigerung der Effektivität des Risikomanagements: Systematisches Identifizieren, Bewerten und Überwachen von betrieblichen Risiken verbessert die Wirksamkeit des Risikomanagements.

Normen und Frameworks

Es gibt mehrere international anerkannte Normen und Standards, die sich mit Risikomanagement befassen und Unternehmen dabei helfen, ihre Risikomanagementprozesse zu strukturieren und zu verbessern. Hier sind einige der wichtigsten:

ISO 31000:2018 – Risikomanagement

ISO 31000 ist die international führende Norm für Risikomanagement. Sie bietet Prinzipien und allgemeine Leitlinien für das Risikomanagement in Organisationen jeder Art und Größe.

Die Schwerpunkte der Norm sind:

  • Prinzipien des Risikomanagements
  • Rahmenwerk für das Risikomanagement
  • Risikomanagementprozess

Ziel der Norm ist die Unterstützung von Organisationen bei der Integration des Risikomanagements in ihre Unternehmensführung und -prozesse.

Norm ISO 31000 [dinmedia.de]

DIN EN IEC 31010:2022 – Verfahren zur Risikobeurteilung

Diese Norm bietet eine Vielzahl von Methoden zur Risikobeurteilung und ergänzt die ISO 31000.

Die Schwerpunkte der Norm sind:

  • Risikomatrix
  • Szenarioanalyse
  • Fehlerbaumanalyse
  • Ursache-Wirkungs-Diagramme

Norm DIN EN IEC 31010 [ddinmedia.de]

COSO ERM – Enterprise Risk Management (ERM) Framework

Das COSO-Framework ist ein umfassendes Modell für das Risikomanagement, das sich auf die Unternehmensführung und das Management von Risiken konzentriert.

Die Schwerpunkte des Frameworks sind:

  • Risikomanagementphilosophie und -kultur
  • Zielsetzung
  • Risikoidentifikation
  • Risikobewertung
  • Risikobewältigung
  • Überwachung und Berichterstattung

Guidance ERM [coso.org]

ISO 22301:2019 – Business Continuity Management System – Anforderungen

Diese Norm fokussiert sich auf das Management der Geschäftskontinuität und enthält auch Elemente des Risikomanagements.

Die Schwerpunkte der Norm sind:

  • Identifikation und Bewertung von Geschäftsrisiken
  • Entwicklung von Strategien zur Risikobewältigung
  • Erstellung und Implementierung von Notfallplänen

Norm ISO 22301 [dinmedia.de]

ISO/IEC 27005:2022 – Leitfaden zur Handhabung von Informationssicherheitsrisiken

Diese Norm bietet Leitlinien für das Management von Informationssicherheitsrisiken und ergänzt die ISO 27001.

Die Schwerpunkte der Norm sind:

  • Identifikation und Bewertung von Informationssicherheitsrisiken
  • Entwicklung von Strategien zur Risikominderung
  • Überwachung und Überprüfung der Maßnahmen

Norm ISO/IEC 27005 [dinmedia.de]

ÖNORM D 4900:2021 – Risikomanagement für Organisationen und Systeme

Eine österreichische Norm, die Leitlinien und Anforderungen für das Risikomanagement bietet.

Die Schwerpunkte der Norm sind:

  • Systematische und strukturierte Herangehensweise an das Risikomanagement
  • Integration des Risikomanagements in bestehende Managementsysteme
  • Risikokommunikation und -berichterstattung

Norm ÖNORM D 4900 [austrian-standards.at]

Diese Normen bieten umfassende Leitlinien und Best Practices für das Risikomanagement in verschiedenen Bereichen und Branchen. Die Implementierung dieser Standards hilft Unternehmen, ihre Risikomanagementprozesse zu strukturieren, Risiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern, und somit ihre Ziele effektiver zu erreichen und die langfristige Stabilität und Sicherheit des Unternehmens zu gewährleisten.

Phasen des Risikomanagementprozesses

Phasen des Risikomanagementprozesses
  1. Risikoidentifikation:

    • Identifizieren Sie potenzielle Risiken, die das Unternehmen betreffen könnten. Dies umfasst sowohl interne als auch externe Risiken.
  2. Risikobewertung

    • Analysieren und bewerten Sie die identifizierten Risiken in Bezug auf Ihre Eintrittswahrscheinlichkeit und potenziellen Auswirkungen
  3. Risikosteuerung

    • Entwickeln Sie Strategien und Maßnahmen zur Risikominderung, -vermeidung oder -übertragung
    • Setzen Sie die geplanten Maßmaßnahmen um, um die identifizierten Risiken zu steuern.
  4. Risikokontrolle

    • Überwachen Sie kontinuierlich die Risiken und die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen
    • Erstatten Sie regelmäßig Bericht über den Status der Risiken und die Fortschritte bei der Maßnahmenumsetzung
    • Kommunizieren Sie die Risikoinformationen an alle relevanten Stakeholder

Beispiele des betrieblichen Risikomanagements

Betriebliches Risikomanagement befasst sich mit verschiedenen Arten von Risiken. Darunter fallen:

Finanzielle Risiken:

Risiken, die sich auf die finanzielle Stabilität und Leistung eines Unternehmens auswirken.

Typische Beispiele sind: Währungsrisiken, Kreditrisiken und Liquiditätsrisiken

Operationelle Risiken:

Risiken, die sich aus den täglichen Betriebsabläufen ergeben.

Typische Beispiele sind: Mängel in den Geschäftsprozessen, Fehler von Mitarbeitern, Arbeitsunterbrechungen oder Lieferkettenstörungen.

Risiken durch den Faktor Mensch (Human Factor) sind zu berücksichtigen

Menschen spielen eine wichtige Rolle im betrieblichen Risikomanagement und können erheblich zur Effektivität beitragen. Ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements besteht jedoch darin, zu erkennen und zu analysieren, wie menschliches Versagen das betriebliche Risikomanagement beeinflussen kann und welche Risiken damit verbunden sind. Dazu gehört die Bewertung potenzieller Fehlerquellen, wie mangelnde Schulung, unzureichende Kommunikation oder Überlastung, und die Entwicklung von Strategien zur Minderung dieser Risiken. Durch die Berücksichtigung menschlicher Faktoren können Unternehmen die Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen menschlicher Fehler minimieren und die Gesamtsicherheit und Effizienz verbessern.

Strategische Risiken:

Risiken, die mit der strategischen Ausrichtung und Entscheidungsfindung eines Unternehmens verbunden sind.

Typische Beispiele sind: Marktveränderungen, Wettbewerb und Innovationsrisiken.

Reputationsrisiken:

Risiken, die den Ruf und das Ansehen eines Unternehmens beeinträchtigen könnten.

Typische Beispiele sind negative Presse, Kundenunzufriedenheit und Markenverlust.

Compliance Risiken:

Risiken, die aus der Nichteinhaltung von Gesetzen, Vorschriften und Standards resultieren.

Typische Beispiele sind: regulatorische Risiken und ethische Risiken.

Technologische Risiken:

Risiken, die sich durch den schnellen technologischen Wandel und die Abhängigkeit von Technologie ergeben.

Typische Beispiele sind Cyberangriffe, technologische Veralterung und Systemausfälle.

Das betriebliche Risikomanagement entwickelt sich stetig weiter, um den Anforderungen und Herausforderungen einer sich schnell verändernden Welt gerecht zu werden. Hier sind einige der aktuellen Trends im Risikomanagement, die Unternehmen beachten sollten:

Integriertes betriebliches Risikomanagement

Der Trend geht hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem Risiken nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Managementsystems. Dies fördert eine bessere Koordination und Kommunikation innerhalb des Unternehmens und stärkt die Verteidigungslinien gegen Risiken.

Beispiele:

  • Integration von Risikomanagement in alle Geschäftsprozesse.
  • Nutzung von Process Execution Plattformen wie z.B. trustkey.

Zusammenspiel von Prozessmanager, Risikomanager und Auditor

Ein integriertes betriebliches Risikomanagement, bestehend aus Prozessmanagern, Risikomanagern und Auditoren, schafft ein umfassendes und absgestimmtes System zur Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken.

Prozessmanager überwacht den täglichen Betrieb des Geschäftsprozessen und stellt sicher, dass alle Aktivitäten gemäß den festgelegten Standards und Richtlinien durchgeführt werden und Maßnahmen zum Abbau von Schwachstellen umgesetzt werden.

Risikomanager bewertet die Risiken, die mit dem Prozess oder Vorgang verbunden sind, und entwickelt Strategien, um diese Risiken zu minimieren. Der Risikomanager arbeitet eng mit dem Prozessmanager zusammen, um sicherzustellen, dass der Prozess sicher und zuverlässig durchgeführt wird.

Auditor führt regelmäßige Überprüfungen durch, um sicherzustellen, dass der Prozess den festgelegten Standards und Vorschriften entspricht. Sie identifizieren Verbesserungspotenziale und geben Empfehlungen zur Optimierung des Prozesses.

Digitalisierung und Automatisierung

Die Integration von digitalen Technologien und automatisierten Prozessen revolutioniert das Risikomanagement. Unternehmen nutzen zunehmend Plattformen, Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und Datenanalyse, um Risiken zu identifizieren und zu bewerten.

Beispiele:

  • Digitale Umsetzung des Risikomanagementprozesses zur kontrollierten Ausführung.
  • Automatisierte Risikoerkennung durch datenbasierte Systeme.
  • Einsatz von Data Analytics zur Bewertung und Verhinderung von Risiken.

Einbindung von ESG-Risiken

ESG (Environmental, Social and Governance)-Risiken werden zunehmend als kritische Faktoren erkannt. Unternehmen müssen Strategien entwickeln, um den Auswirkungen des Klimawandels und der Globalisierung zu begegnen und nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern.

Beispiele:

  • Durchführung von Klima-Risikobewertungen.
  • Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und -zielen.

Risikokultur und Bewusstseinsbildung

Eine starke Risikokultur innerhalb des Unternehmens ist entscheidend. Dies bedeutet, dass alle Mitarbeiter sich der Risiken bewusst sind und aktiv an deren Management beteiligt sind.

Beispiele:

  • Schulungen und Workshops zum Thema Risikomanagement.
  • Förderung einer offenen Kommunikation über Risiken und Fehler.

Agilität und Resilienz

Unternehmen müssen zunehmend agil und widerstandsfähig sein, um schnell auf Veränderungen und Krisen reagieren zu können. Dies erfordert flexible Risikomanagementstrategien und robuste Notfallpläne.

Beispiele:

  • Entwicklung von Business Continuity Plans (BCP).
  • Regelmäßige Notfallübungen und Szenarioanalysen.

Risiken managen

Vermeiden von Risiken

Nachdem die Risiken zunächst identifiziert wurden, sollten idealerweise die meisten Risiken vermieden werden. Risikovermeidung bedeutet, Schwachstellen zu minimieren und erkannte Bedrohungen zu beseitigen. Ein wesentlicher Teil der Risikovermeidung besteht darin, Mitarbeiter entsprechend zu schulen und geeignete Richtlinien, Verfahren und Abläufe zu implementieren, um die Risiken effektiv zu managen und potenzielle negative Auswirkungen zu verhindern.

Mindern von Risiken

Idealerweise sollte ein Risiko vermieden werden, aber das ist nicht immer möglich. Risikominderung bedeutet, Risiken und Belastungen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um diese zu verringern. Normalerweise werden Risiken quantifiziert und analysiert. Basierend auf dieser Analyse können Prioritäten gesetzt und Maßnahmen zur Risikominderung ergriffen werden, um die negativen Auswirkungen zu minimieren.

Teilen von Risiken

Ein geteiltes Risiko bedeutet nicht, dass das Risiko vollständig übertragen wird. Risikoteilung zielt darauf ab, die Auswirkungen ungewisser Ereignisse oder spezifischer Risiken zu mindern. Aufgaben und Zuständigkeiten können dabei zwischen verschiedenen Abteilungen oder Personen innerhalb eines Unternehmens aufgeteilt werden. Durch diese Verteilung des Risikos auf mehrere Schultern wird die Belastung einzelner verringert, und die Verantwortung wird im Rahmen eines umfassenden Risikomanagements auf verschiedene Personen verteilt.

Akzeptieren von Risiken

Das Übertragen eines Risikos bedeutet, dass man keine Verantwortung mehr für das Risiko übernimmt – im Gegensatz zum Akzeptieren des Risikos. Ein Unternehmen akzeptiert das Risiko, indem es die finanziellen Konsequenzen und Auswirkungen des Risikos selbst trägt. Die Entscheidung, ein Risiko zu akzeptieren, wird in der Regel nach einer Finanzanalyse getroffen, die zeigt, dass es kostengünstiger ist, das Risiko zu akzeptieren, anstatt es auf eine Drittpartei zu übertragen.

Integriertes betriebliches Risikomanagement umsetzen mit trustkey

Verwalten und bewerten Sie Risiken und Resilienz mit trustkey.

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